Neues aus Aserbajdschan

Ich bin nun schon eine Woche in Baku und habe schon einiges gesehen und erlebt. Es ist wirklich sehr interessant hier, Aserbajdschan bietet eine interessante Mischung zwischen Europa und Orient, eine eher europäische Lebensart trifft auf nahöstliche Architektur und Landschaft.

Mit ein paar Kollegen aus dem Newsteam bin ich heute zum Weltkulturerbe nach Gobustan und den Schlammvulkanen gefahren, beides sind ziemlich einzigartige Sehenswürdigkeiten.

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Felslandschaft bei Gobustan

In der wüsten Felslandschaft von Gobustan lebten schon in der Steinzeit Menschen und haben Zeichnungen in die Felsen geritzt, die die unglaubliche Zeit von 40 000 Jahren Steinkunst umfassen. Die ersten Zeichnungen wurden um 1939 entdeckt, bis heute sind insgesamt rund 6 500 bekannt. Zuerst besuchten wir das interaktive, moderne Museum und spazierten dann durch die windumtoste Felslandschaft. Manche der Felszeichnungen waren früher in Höhlen, die aber einst bei einem Erdbeben einstürzten. Einige darf man sogar berühren. Diese groben Zeichnungen von Tieren oder Menschen sind eine faszinierende Botschaft aus so ferner Vergangenheit.

Jahrtausendalte Felszeichnungen
Jahrtausendalte Felszeichnungen

Wer mehr über die Felsenkunst von Gobustan erfahren will, findet Infos auf der Webseite der Unesco: http://whc.unesco.org/en/list/1076

Schlammvulkane
Schlammvulkane

Von Gobustan aus fuhren wir zu den Schlammvulkanen. Von denen hatte ich noch nie gehört. Etwa ein Drittel aller Schlammvokale der Welt sind in Aserbajdsdchan zu finden. Ein solcher Vulkan hat einen nicht zu hohen Kegel (manche waren vielleicht nur einen Meter hoch, andere maximal zwei schätze ich) und blubbert vor sich hin. Ab und zu spuckt er dann grauen, zähflüssigen Schlamm aus, dem Heilkräfte nachgesagt werden. Dieser Schlamm ist nicht heiß oder warm, man kann ihn anfassen. Zwischen den grauen Vulkankegel in der kargen Landschaft kam ich mir ein bisschen vor wie auf dem Mond.  🙂

Ausbrechender Schlammvulkan
Ausbrechender Schlammvulkan

Es war also ein gelungener Ausflug, wer weiß, ob später noch dafür Zeit gewesen wäre. Da wir eine größere Gruppe von 12 Leuten waren, hatten wir uns einen Minibus mit Fahrer und Fremdenführer organisiert. Der Fremdenführer sprach gut Englisch und erzählte uns auch von der Geschichte Aserbajdschans. Was ich auch nicht wusste – ein Großteil der Azeris lebt im heutigen Iran.

In der vergangenen Woche haben wir uns im Mediendorf eingelebt und mit der Arbeit begonnen. Jeder hat ein Laptop bekommen, ich habe die Facts & Figures für meine Sportarten Taekwondo und Fechten vorbereitet. Im Taekwondo ist das nicht schwer für mich, aber im Fechten kenne ich mich selbst nicht aus und musste recherchieren und mich informieren.

Am Donnerstag sind wir das erste Mal in unsere Halle gefahren, die „Crystal Hall“, direkt am Kaspischen Meer. Sie war noch eine halbe Baustelle, aber wir konnten die drei Wettkampfhallen (eine für Volleyball, eine für Boxen, eine für Karate, Taekwondo und Fechten) in Augenschein nehmen und ich habe die Sportmanager für Fechten und Taekwondo kennengelernt, die sehr freundlich und hilfsbereit sind.

Mit meiner Uniform gab es ein kleines Problem – eine der beiden Hosen, die ich bekommen habe, war falsch etikettiert. Als ich sie auspackte dachte ich schon, dass sie sehr groß ausfällt. Wie groß merkte ich schnell – statt XL hatte ich 7XL! Soviel kann selbst ich nicht essen, dass die mir passt. Eine Kollegin wollte sie für mich umtauschen. Die Uniformen hier fallen generell recht klein aus, fast jeder musste ein bis zwei Größen größer nehmen als normal.

Wir waren inzwischen auch ein paarmal in landestypischen Restaurants essen. Das Essen erinnert mich an die türkische Küche, mit georgischen und iranischen Einflüssen. Es gibt viel Kebab (Fleischspieße), Döner und Salate, Ayran (Joghurtgetränk), Pilaf etc. Die Küche ist herzhaft, die Portionen groß. Das Essen im Mediendorf ist nicht so berauschend. Das Frühstück ist besonders enttäuschend, es gibt nicht einmal Cornflakes oder Marmelade, dafür aber merkwürdig aussehenden Bacon. Da haben wir uns im Supermarkt selbst eingedeckt. Dummerweise bekommen wir morgens immer einen Essensgutschein für eine „warme Mahlzeit“, aber keinen Frühstücksvoucher. Für Mittag- und Abendessen gibt es dann nur einen Gutschein für kaltes Essen. Wer also lieber mittags oder abends warm essen will (die Auswahl und das Essen sind besser als beim Frühstück), muss auf das Frühstück verzichten. Ich mache es jetzt so, dass ich vom Mittag- oder Abendessen etwas fürs Frühstück beiseite lege und mit den gekauften Sachen ergänze. Milch und Tee kann man sich so nehmen. Den wertvollen Gutschein für die warme Mahlzeit löse ich dann am Mittag oder Abend ein.

Aus unserem Wohnheim gibt es auch Neues zu berichten. Eine wahre Putzarmada hat das Heim besetzt, wischt und fegt von früh bis spät. Die Zimmer werden auch täglich gefegt, die Handtücher alle zwei Tage gewechselt. Unsere Wäsche können wir beim Wäscheservice abgeben und bekommen sie auf Wunsch getrocknet zurück. Da die Uniform aber eingehen könnte, lasse ich sie nur waschen und trockne sie bei mir auf dem Balkon.

Die Aufzüge könnten noch ein Problem werden. Wir haben drei Stück im Haus, das hat 19 Etagen. Ein Aufzug gab heute schon den Geist auf. Je mehr Leute in das Haus ziehen, desto länger werden die Wartezeiten.

Gestern Abend habe ich mit einigen Kollegen noch die Probe für die Eröffnungsfeier abgesessen. Es wurden dringend Freiwillige gesucht, die in die Rolle von Offiziellen schlüpfen, die am Dorf abgeholt, mit dem Bus zum Stadion gefahren und dort an ihre Plätze gebracht werden. Das hat alles ganz gut geklappt, aber auf dem Rückweg nicht mehr. Auf der Suche nach dem Treffpunkt mussten wir feststellen, dass es mehrere gleich aussehende Laternenmasten am Zaun gab und meine Gruppe stand offenbar am falschen. Jedenfalls kamen die anderen nicht und wir suchten uns selbst den Weg zum Bus. Die Generalprobe der Feier selbst war eher langweilig, weil einiges ausgelassen wurde, das noch geheim gehalten werden soll. Es gibt ein paar nette Szenen, unter anderem mit Leuten in bunten Kostümen, die z.B. die Landesflagge bilden. Für meinen Geschmack aber ist das alles zu langatmig. Vor allem mussten wir schon um 18 Uhr los, waren dann gegen 19 Uhr im Stadion, aber erst um 21 Uhr ging es richtig mit der Feier los. Zurück im Dorf waren wir um 23.30 Uhr.

Und der Wind natürlich … der hat sich heute und gestern selbst übertroffen. Alles Mögliche fliegt durch die Gegend, eine Glastür am Wohnheim ist schon zu Bruch gegangen und mein Kollege Giacomo wurde fast von einem umstürzenden Sonnenschirm erschlagen, als wir zusammen draußen an einem Tisch saßen. Hoffentlich legt sich der Wind, denn einige outdoor-Sportler werden sich bedanken. Die ersten Sportler sind schon eingetroffen und im Dorf haben schon einige Nationen ihre Balkone mit Fahnen geschmückt. Die Letten und Deutschen gehörten zu den ersten. Am Fahnenplatz im Athletendorf, das direkt neben unserem Dorf liegt, ist heute allerdings die kroatische Fahne vom Wind abgerissen worden und auch die deutsche hing nur noch an einer Stelle fest.

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