Usain Bolt und ich haben am selben Tag Geburtstag. Nicht im selben Jahr, aber eben beide am 21. August, und wir sind beide gerade in Peking. Gut, das sind auch die einzigen Dinge, die uns verbinden. Aber immerhin habe ich ihn nach dem 200m-Vorlauf in Peking in der Mixed Zone verfolgt und seine Kommentare gesammelt. Glücklicherweise bewegt sich der schnellste Mann der Welt in der Mixed Zone etwas langsamer, allerdings ist er wegen seines Dialekts nicht so leicht zu verstehen. Ich habe mir dreimal auf meinem Rekorder angehört, was er gesagt hat, um auf Nummer sicher zu gehen.

Ich bin bei der Leichtathletik-WM in Peking im Flash-Quote-Team im Einsatz. Wir sind zu dritt, was mir etwas wenig vorkommt, weil doch viele Sportler und Sportarten abgedeckt werden müssen, aber es geht. Manchmal wird es ein wenig hektisch. Wenn zum Beispiel Usain Bolt kommt, drehen alle durch. Das Publikum und die Medien gleichermaßen. Justin Gatlin ist auch da. Der 100-Meter-Lauf wurde zum Duell Gut (Usain, da nie positiv getestet) gegen Böse (Justin, da schon wegen Dopings gesperrt und ständig unter Verdacht stehend, da er immer besser wird, obwohl er schon über 30 ist, ziemlich alt für einen Sprinter). Im 200m-Lauf geht das Duell jetzt weiter.
Beide Sprinter sind übrigens freundlich, wie die meisten Sportler hier.

Unser Flash-Quote-Team hat eine gute Position auf der Pressetribüne, die TV- und Radio-Mixed-Zone ist direkt nebenan. Wenn wir dort arbeiten können, ist es super. Wenn wir in die Mixed Zone für die schreibende Presse gehen müssen, ist das nicht so toll, weil weiter weg und wir müssen erst die Treppe runter und dann wieder rauflaufen.
Alles in allem läuft es bisher sehr gut, auch wenn ich mich in der Leichtathletik nicht besonders gut auskenne. Aber zum Glück gibt es viel Material, mit dem ich mich vorbereiten kann. Meine Highlights bisher waren 800-Meter-Läufer Amel Tuka aus Bosnien-Herzegovina, die Sprinterin Dafne Schippers aus den Niederlanden, der deutsche Stabhochspringer Raphael Holzdeppe und die deutsche Kugelstoßerin Christina Schwanitz.
Tuka trainiert erst seit sechs Jahren professionell und gewann mit Bronze bei seiner ersten WM gleichzeitig die erste Leichtathletik-WM-Medaille für sein Land überhaupt. Die Niederländerin Schippers hat bewiesen, dass auch europäische Sprinterinnen Weltspitze sein können. Vor zwei Jahren war sie noch als Siebenkämpferin erfolgreich am Start, jetzt aber konzentriert sie sich auf Sprint. Holzdeppe behielt die Nerven und konnte im letzten Versuch 5.90 knacken und Schwanitz zeigte ebenfalls eine starke Leistung.

Die WM wird im „Vogelnest“ ausgetragen, dem schönen Olympiastadion von 2008. So wird es wenigstens mal wieder richtig genutzt. Viele der damals errichteten Sportstätten fristen leider ein eher tristes Dasein. Aber da Peking nun den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2022 erhalten hat, werden einige davon sicher wieder zum Einsatz kommen, hoffe ich jedenfalls.