Manchmal habe ich das Gefühl, dass es gerade eine Schwemme an Angeboten für Autoren gibt. Hier ein Event, da noch eine Messe, dort ein Workshop … Ganz klar, viele Anbieter haben erkannt, dass es einen großen Markt gibt. Einerseits ist das ja toll, aber andererseits fällt die Auswahl schwer. Was lohnt sich und was nicht?
Ich habe Anfang Mai zum ersten Mal das Autorentreffen in Nürnberg besucht, das meine BVjA-Kollegin Ursula Schmid-Spreer immerhin zum 13. Mal organisiert hat. Ich habe es nicht bereut.
Das Autorentreffen bestand in diesem Jahr aus dem „Kerntag“ mit drei Vorträgen sowie Lesungen und Workshops am Tag davor bzw. den Tagen danach. Insgesamt nahmen ca. 80 Autoren teil, darunter erfreulicherweise auch einige BVjA-Mitglieder, die ich noch nicht alle persönlich kannte. Ich denke immer, dass der Austausch und Netzwerken sehr wichtig sind und man so auf jeden Fall weiter kommt, als wenn man im stillen Kämmerlein vor sich hinschreibt.
Die Lesung der Dozenten am Mittwochabend habe ich leider verpasst, aber ich bin dann am Donnerstag (Christi Himmelfahrt) ins Seminar eingestiegen. Es gab drei Vorträge. Die gelernte Drehbuchschreiberin und Krimi-Autorin Iris Leister erläuterte ihre Thesen zur Gestaltung einer Szene. Sie sprach zum Beispiel vom Prinzip der „Hollywood Cocktail Party“: „Enter late, leave early“. Klar ist damit gemeint, dass eine Szene nicht durch Vorgeplänkel oder langatmige Einführungen in die Länge gezogen werden sollte, kommt am besten gleich zur Sache! 😉 Und ja, nicht jede Szene muss bis zum Ende ausgeschrieben, also abgeschlossen sein, sondern das Ende sollte Lust zum Weiterlesen machen, Stichwort „Cliffhanger“. Aber muss man einen Cliffhanger an den anderen reihen? Irgendwann werden jedem die Arme lahm … Leider war der Workshop von Iris Leister zum Thema Szenen schreiben schnell ausgebucht, den hätte ich auch gerne mitgenommen.
Der auch einem breiteren Publikum bekannte Autor Titus Müller, den ich noch von ganz früher kenne, als er im BVjA war, sprach zum Thema „Erzählperspektive“ und machte Mut zum Experimentieren. Anhand von Beispielen zeigte er, was für interessante Wege es gibt, dass offensichtlich auch Lektoren mehr „erlauben“ als der Autor vielleicht denkt und dass es hier auch gewisse Trends gibt.
Der Journalist und Autor Jürgen Kehrer schließlich berichtete über das Entstehen seiner Münsterkrimis um den Privatdetektiv Wilsberg, von denen viele verfilmt wurden. Bei ihm ging es u.a. darum, wie aus einem Roman ein Drehbuch wird, aber auch was passiert, wenn einen ein Leser verklagt, der meint, sich in einer Romanfigur wiederzuerkennen (der Autor gewann – außerdem hatte er den Leser auch gar nicht gemeint). Jürgen Kehrer hielt dazu am Freitag einen Workshop zum Thema Plotten ab.
Das Publikum konnte Fragen stellen und diskutieren, und alle Dozenten waren sehr zugänglich. Der Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant aus, dort lasen auch einige Teilnehmer aus Texten und bekamen Feedback.
Für den Freitagabend hatte Ursula liebevoll eine Lesung in Kunstverein im Alten Weinlager organisiert. Dort lasen neun Autoren für jeweils sechs Minuten, wenn die Zeit ablief, war ein lauter Herzschlag zu hören und am Ende ertönte ein Schuss. Ich habe eine Szene aus „Herz im Fadenkreuz“ gelesen, der Schuss passte sogar dazu, allerdings fällt er in meiner Szene nicht am Ende. 😉 Im Kunstverein kamen an diesem Abend Literatur, Malerei (es handelt sich um das Atelier des Künstlers und Bodypainters Walter Mattischeck, und es lief gerade die Ausstellung des österreichischen Malers Jürgen Bley) sowie Musik (die russische Sängerin Leila Sunshine trat ebenfalls auf) zusammen. Meine Tante, Onkel und Cousine waren auch gekommen und hatten viel Spaß.

Also, um auf den Anfang zurückzukommen – das Autorentreffen in Nürnberg zählte für mich zu den Veranstaltungen, die sich lohnen, nicht nur, weil ich Neues erfahren, sondern auch nette und interessante Autoren getroffen habe. Beim 14. Treffen im nächsten Jahr wäre ich gern wieder dabei. 🙂