Blut auf der Straße

Niklas ist tot.

Niklas war ein 17 Jahre alter Junge aus Bad Breisig, der in der Nacht zum Samstag, dem 7. Mai, mit Freunden in Bonn-Bad Godesberg, meiner Heimatstadt, unterwegs war. Am Rondell Rüngsdorfer Straße/Rheinalle, ganz in der Nähe des Godesberger Bahnhofs, griff eine Gruppe von drei jungen Männern Niklas an, so berichtet es der Bonner General-Anzeiger. Was war der Auslöser?  Darüber wurde nichts geschrieben. Aber letztendlich ist es egal, was der Auslöser war, denn was auch immer es gewesen sein mag, ob die Jugendlichen in Streit geraten waren oder nicht, was folgte, ist nicht zu rechtfertigen. Der 17-Jährige wurde brutal niedergeschlagen und auch noch getreten, als er am Boden lag, so dass er lebensgefährlich verletzt wurde und schließlich knapp eine Woche nach der Tat starb.

Ein junges Leben wurde sinnlos ausgelöscht.

Ich kenne den Tatort gut, oft genug fahre ich hier auf dem Fahrrad vorbei oder, seltener, steige ich hier in einen Bus ein. Ab jetzt werde ich an dieses Verbrechen denken, an das Blut auf der Straße, wenn ich dort vorbeikomme. Auf Photos sehe ich, daß die Bad Godesberger zum Gedenken an den getöteten Niklas Kerzen und Blumen am Tatort niedergelegt  haben. Die Kirchen haben mit Geläut am Freitag zu einer Schweigeminute aufgerufen. Ich bin gerade weit weg von Bonn, in Moskau, aber mich hat dieses Verbrechen sehr betroffen.

Die Frage ist immer dieselbe – woher kommt diese rohe, sinnlose Gewalt, diese absolute Enthemmung der Täter? Leider ist es nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Es soll erste Hinweise auf die Täter geben, hoffentlich werden sie bald gefasst und bestraft. Niklas hilft das nicht mehr, aber vielleicht gibt es wenigstens keine weiteren Opfer dieser Schläger. (Update: am 17. Mai gab die Polizei bekannt, dass ein 20 Jahrter alter Mann, der mutmaßliche Haupttäter, in Bonn festgenommen worden sei.)

Niklas‘ Freunde haben den Berichten zufolge vergeblich versucht ihm zu helfen und wurden leicht verletzt. Erst als noch mehr Menschen eingriffen, flohen die Täter. Immerhin haben diese Zeugen eingegriffen und geholfen, auch wenn es am Ende zu spät war. Selbst das ist nämlich leider nicht selbstverständlich. Und zum Glück wurden die Helfer nicht auch noch schwer verletzt. Aber: Zivilcourage ist wichtig und das Beispiel zeigt, daß mehrere Helfer gemeinsam die Totschläger vertreiben konnten.

Beschämend dagegen, wie Rechtsextreme dieses Verbrechen gleich für sich instrumentalisieren. Sie rufen zu einer „Demonstration gegen Gewalt“ auf, obwohl sie es selbst sind, die immer wieder Gewalt säen. Natürlich ist für sie klar, daß die Täter Ausländer sind oder zumindest einen Migrationshintergrund haben, denn sie werden im Fahndungsaufruf als „brauner Hauttyp“ und „schwarzhaarig“ beschrieben, aber genauso heißt es dort, sie hätten akzentfrei Deutsch gesprochen. Es ist müßig, über die  Herkunft der Verbrecher zu spekulieren – und mich interessiert gar nicht, wo sie herkommen. Sie haben einen Menschen getötet und müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Anmerkung:
Die Polizei NRW vermittelt Spenden, um die bisher ausgelobte Belohnung von 3000 Euro für die Ergreifung der Täter zu erhöhen. Spender können sich an den Opferschutzbeauftragten Klaus Schmitz (Klaus.Schmitz@polizei.nrw.de) wenden. In der Betreffzeile der Mail sollte „Niklas“ stehen, folgende Angaben in der Mail sind nötig: Name, Wohnort, Adresse, Telefonnummer sowie der Spendenbetrag. Die Mail wird an einen Anwalt weitergeleitet, dieser meldet sich dann nach Prüfung der Angaben mit einer entsprechenden Kontoverbindung.
Wer möchte, kann auch direkt an die Familie von Niklas spenden, und zwar über das Caritaskonto des katholischen Kirchengemeindeverbands Bad Godesberg. Stichwort: Niklas, IBAN: DE53 3816 0220 4704 6440 14, BIC: GENODED1HBO.

 

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