Rio 2016: Der Anfang

Jetzt bin ich also in Rio de Janeiro, zum ersten Mal in Brasilien und überhaupt zum ersten Mal in Lateinamerika, aber nicht zum ersten Mal beim Olympic News Service. Die Informationen flossen etwas spärlich am Anfang, aber kurz vor der Abreise aus Deutschland am 13. Juli kam doch noch meine Akkreditierung an sowie eine Mail mit Infos zur Unterkunft.

Ich nahm den Nachtflug, Frankfurt-Rio direkt, das war eigentlich ganz gut, zumal ich mir einen schönen Sitz reservieren konnte, in der ersten Eco-Reihe mit viel Beinfreiheit, denn es war eine Lücke zur Premium Economy davor. In der Dreierreihe blieb zudem der Mittelplatz frei. Die Mitreisende am Fenster entpuppte sich als eine sehr gut Deutsch sprechende Niederländerin, die seit 30 Jahren in Brasilien lebt und mir schon etwas erzählen konnte.

In der Zeitschrift „Focus“ las ich auf dem Flug einen reißerischen Artikel über die wachsende Kriminalität in Rio und die Hilflosigkeit der schlecht bezahlten Polizei. Die Sitznachbarin riet auch zu Vorsichtsmaßnahmen, also am besten keinen wertvollen oder auffälligen Schmuck tragen, nur das nötigste Geld mitnehmen etc. Ich weiß, daß die Leute oft auch immer davon sprechen, wie gefährlich Rußland sei, was ich aber gar nicht so empfinde, aber natürlich war ich schon verunsichert, wie gefährlich es nun wirklich ist. Wie soll ich ohne Ohrringe auf die Straße gehen???? 😉

Die Maschine landete kurz vor fünf Uhr morgens und ich traf einen Griechen, der für die Agentur AP arbeitet, an dem Stand, an dem wir unsere Akkreditierung „validieren“ lassen konnten. Wir teilten uns ein Taxi, das war recht teuer. Natürlich haben wir zu viel bezahlt, aber wir wollten nicht mit unserem Gepäck in Bussen herumgurken, zumal wir nicht genau wußten, wie wir zu unserer Unterkunft, dem Mediendorf Nummer 3 im Stadtteil Barra kommen sollten. Der Taxifahrer wußte es auch nicht genau, weil dieses Mediendorf brandneu ist, aber er fand es, nachdem er ein paar Anwohner fragte.

Unser Mediendorf besteht aus neun in freundlichen, beige gestrichenen sechsstöckigen Apartmenthäusern, einigen kleineren Gemeinschaftsräumen wie Restaurant, Fitnessclub und Wäscherei und hat sogar einen Swimmingpool und Spa mit Sauna und Whirlpool. Im kleinen „Dorfladen“ gibt es jede Menge Alkohol und Snacks, aber Wasser hatten sie zunächst nicht. Läßt das Rückschlüsse auf das Bild der Journalisten in Brasilien zu?

 

P1190305 - Kopie
Mediendorf Barra 3

Ich landete in Apartment 606, und soweit ich weiß, sind die fast alle gleich und bestehen aus drei kleinen Zimmern (eines davon ist ein Doppelzimmer), zwei Bädern mit Dusche und WC, einem Küchenbereich (mit Kühlschrank und Mikrowelle, aber kein Herd) und einem Wohnbereich mit einer Couch und zwei Schreibtischen. Wir haben gut funktionierendes W-Lan. Leider konnte man sich nicht ein Zimmer aussuchen (ich war als Erste angekommen und hätte die freie Auswahl gehabt), sondern bekam eines zugeteilt. Es ist das kleinste Zimmer, außer dem Bett paßt nicht viel hinein. Ich richtete mich erst einmal ein.

Im Apartment haben wir ein paar Kunststoffteller und -becher sowie Besteck. Am zweiten Tag kam  noch Spülmittel dazu sowie eine Seifenschale fürs Bad und ein Handtuchhaken, der aber nicht lange hielt. In den Schlafzimmern und im Gemeinschaftsraum hängen ein paar kleine Bilder, die mit Klebestreifen befestigt sind, aber auch das hielt nicht lange. Meine Bilder stehen nun auf dem Nachtisch bzw. auf dem Kopfteil des Betts.

Am frühen Nachmittag kam meine erste Mitbewohnerin, Lena Smirnova, eine Russin, deren Familie aber nach Kanada ausgewandert ist. Ich kannte sie flüchtig von anderen Events. Zusammen gingen wir in den Supermarkt, der ca. 15 Minuten Fußweg entfernt ist und kauften ein paar Kleinigkeiten ein.

 

P1190311 - Kopie
Gemeinschaftsflaeche im Mediendorf. Das niedrige Gebaeude rechts ist der Fruehstuecksraum.

In Supermärkten schaue ich mich in anderen Ländern immer gerne um, um einen Eindruck vom Lebensstandard zu bekommen. Mich überraschte, wie teuer manche Lebensmittel sind, teurer als in Deutschland. Dabei verdienen die Menschen weniger. Zum Beispiel kostete ein Schälchen Hüttenkäse umgerechnet 2,20 Euro – das gibt es bei uns für 49 Cent (bei etwa gleicher Packungsgröße). Ein Stück Käse (importiert) kostete gar 8, 80 Euro umgerechnet, und es war kein besonders großes Stück. Wie ich hörte, sind besonders importierte Waren sehr teuer, da mit hohen Zöllen belegt. Aber der Hüttenkäse war ein brasilianisches Produkt. Andere Sachen kosten etwa so viel wie in Deutschland, was für hier ja auch teuer ist, auch wenn ich weiß, daß die Lebensmittelpreise bei uns im internationalen Vergleich niedrig sind. Der Supermarkt machte insgesamt einen etwas heruntergekommenen, staubigen Eindruck.

Tag 2 begann damit, daß ich mit einigen anderen ins Uniformzentrum fuhr, um die Uniform zu bekommen. Da hatten wir unsere erste Erfahrung mit dem Verkehr und den Entfernungen in Rio, denn die Fahrt dauerte fast zwei Stunden. Wir fuhren mit Taxis, denn mit Bussen und der Metro hätte es noch länger gedauert, außerdem ist bei uns keine Station in der Nähe, und wir kannten uns ja auch nicht aus. Ich registrierte mich extra bei Uber, und das funktionierte sehr gut. Unser Uber-Taxi, das ich mit drei anderen teilte, kostete mit rund 20 Euro die Hälfte von dem, was die anderen bezahlt haben, die mit einem normalen Taxi gefahren sind.

 

P1190326 - klein
Die Ausruestung fuer Rio 2016

Das Uniformzentrum ist in Lagerhallen für Karnevalswagen untergebracht, und wir sahen einige Figuren wie einen Indiander mit Pfeil und Bogen oder einen Adler. Wir hatten Glück und bekamen unsere Sachen schnell, ich erhielt die passenden Größen. Man kann alles anprobieren, und das ist auch ratsam, denn die Klamotten fallen höchst unterschiedlich aus und können nicht umgetauscht werden. Während wir im Uniformzentrum auf unsere Kollegen warteten, deren Taxi deutlich länger brauchte als unseres, konnte ich mich mit den Katzen beschäftigen, die auf dem Gelände herumstreunen.

Im Grunde ist die Ausrüstung bei solchen Events immer ähnlich, manchmal gibt es etwas mehr und bessere Sachen, manchmal ist es etwas bescheidener. Rio ist so in der Mitte, würde ich sagen. Diesmal ist nicht Adidas der Ausstatter, sondern die chinesische Firma 361°.  Unser Uniformset besteht aus drei Polohemden in gelb-gruen, zwei ockerfarbenen Hosen, einem Stoffguertel, drei Paar Sneaker-Socken, einer Jacke, einem Regecape, einem Paar gruener Turnschuhe, einer kleinen Tasche, Plastikflasche und Flaschenclip (zur Befestigung am Guertel oder der Tasche). Die Farben finde ich nicht so toll. Wie schon bei manchen anderen Spielen sind die Farben den Funktionen zugeordnet. Alles was die „operativen Taetigkeiten“ betrifft traegt dieses Gelb, medizinisches Personal hat Rot, Offizielle wie Schiedsrichter Blau und wer fuer Zuschauer zustaendig ist, hat Gruen. Das Hemd ist aus Polyester, also nicht so angenehm zu tragen, aber es wird schnell trocknen, wenn man es waescht.

Vom Uniformzentrum fuhren wir ins Main Press Center (MPC), wo wir weitere Kollegen trafen und unsere Login-Details für unsere Rio-E-Mail-Adresse sowie das Programm bekamen, in dem wir später unsere Artikel verfassen. Jeder richtete so sein Konto ein. Bei mir klappte alles und das System unterscheidet sich nicht wesentlich von früheren Versionen.

P1190313 - Kopie
Schwimmbad im Mediendorf Barra 3

Fuer Sightseeing war noch keine Gelegenheit, aber ich hoffe, die kommt noch. Ein bisschen nervt es, dass es frueh dunkel wird und man gerade als Frau nicht alleine unterwegs sein sollte, schon gar nicht, wenn es dunkel ist. Aber unsere Teamkollegen, die z.T. schon seit vier Jahren in Rio leben, weil sie hier die Spiele vorbereiten, sagten, sie seien nie ueberfallen worden, aber sie beachten eben gewisse Vorsichtsmassnahmen. Eine verteilt ihr Bargeld auf verschiedene Hosentaschen und geht ohne Handtasche auf die Strasse und sie faehrt nicht mit dem Bus. Aber das sind schon gewisse Einschraenkungen, an die ich mich erst gewoehnen muss.

Buchpräsentation in Chemnitz und in Oberstdorf

Im Juni habe ich an zwei Wochenenden das Eislaufbuch „Ein perfektes Paar. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy“ in Chemnitz und in Oberstdorf vorgestellt, einmal mit Robin und einmal mit Aljona. Natürlich wäre es am idealsten gewesen, eine Präsentation mit beiden Sportlern zu machen, aber sie haben beide volle Terminkalender und sind eben nicht mehr zusammen unterwegs. Robin arbeitet als Trainer im In- und Ausland, Aljona jettet mit ihrem neuen Partner Bruno Massot zu Shows nach Korea, zum Training nach Florida und Frankreich und ist zwischendurch mal wieder in Oberstdorf. Da den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist gar nicht so einfach (zumal ja auch ich viel unterwegs bin).

2016_CEC_1691
Mit Robin in Chemnitz nach der Präsentation Photo: M. Zwarg

Aber es hat geklappt, die Sportler haben wunderbar mitgemacht und die Leute vor Ort uns unterstützt. Es hat jedenfalls viel Spaß gemacht, wir hätten uns nur ein wenig mehr Publikum gewünscht, aber dazu komme ich noch.

In Chemnitz war die Buchvorstellung in das Sommerfest des Chemnitzer Eislauf Clubs (CEC) integriert. Eigentlich war das die perfekte Bühne, denn in Chemnitz haben Aljona und Robin elf Jahre lang trainiert und waren in der Eishalle quasi „zu Hause.“ Der Chemnitzer Verlag schickte einen Promoter und baute einen Stand auf, der Verein organisierte einen Beamer und Leinwand, denn ich wollte ja zwei Programme  vorspielen. Das hat mit dem Beamer so toll funktioniert, dass ich mir gleich ein Minimodell gekauft habe, das ich bei künftigen Lesungen etc. einsetzen kann.

P1180950
Videovorführung bei der Präsentation

Der Verlag warb kräftig mit Anzeigen in der zu ihm gehörenden „Freien Presse“ (größte Tageszeitung in der Region). Um möglichst viele Menschen zu erreichen, boten wir zwei Präsentationen an, am Nachmittag kurz nach Beginn des Fests und am frühen Abend. Die erste Präsentation war sehr gut besucht, der Raum voll. Der CEC hatte dafür den Ballettraum umfunktioniert und Stühle aufgestellt. Matthias Zwarg, der Leiter des Buchprogramms im Chemnitzer Verlag, moderierte  die Lesung. Wir spielten die Kür von Warschau 2007 ab, als Aljona und Robin ihren ersten EM-Titel gewannen. Diese Kür war ein Höhepunkt ihrer Karriere, ein makelloses, wunderbares Programm zum „The Mission“ Soundtrack. „Ich hatte Gänsehaut, als wir die Kür angeschaut haben“, sagte Robin später zu mir. Ich las die entsprechende Passage aus dem Buch, das ist sowieso eine meiner Lieblingsstellen, insbesondere, als Robin seine Mutter im Publikum entdeckt und gar nicht wusste, dass sie nach Warschau gekommen war.  Robin und ich beantworteten anschließend Fragen des Publikums, danach signierten wir Bücher.

2016_CEC_1692
Bücher signieren nach der Lesung

Viele der Besucher hatten das Buch schon längst gekauft und zum Signieren mitgebracht. Bei der zweiten Präsentation waren weniger Zuhörer da, weil das Vereinsfest langsam ausklang, aber zum Beispiel war die aktuelle Deutsche Meisterin Lutricia Bock gekommen. Diesmal zeigten wir die Kür „Pina“, auch eines meiner liebsten Programme von Aljona und Robin, vom Grand Prix Finale im Dezember 2011. Ich las aus dem Kapitel „Pina“, unter anderem geht es darin um den dreifachen Wurfaxel.

Die Lesung war gelungen, dass insgesamt weniger Leute als erhofft kamen, lag vielleicht auch daran, dass mit viel Aufwand das Fußballstadion in Chemnitz neu eröffnet wurde und es zwischendurch auch mal heftig regnete. Das hat dann vielleicht doch den einen oder anderen abgeschreckt, sich auf den Weg ins Eisstadion zu machen. Ein ganz herzliches Dankeschön geht natürlich an die Buchhändlerin Conny Oehler aus St. Egidien bei Chemnitz, die unseren Büchertisch die komplette Zeit über besetzt  und auch noch andere Eislaufbücher mitgebracht hat. Sie hatte mich angeschrieben, nachdem sie das Buch gelesen hatte, es kam gleich ein sehr guter Kontakt zustande.

P1190210
Mit Aljona bei der Präsentation im Loft

Eine Woche später wiederholten wir das Procedere in Oberstdorf mit Aljona. Diesmal allerdings waren wir nicht in der Eishalle, sondern im Loft, einem Kino mit Eventgastronomie. Die Location war super, hier spielen wir die Videos auf einem großen TV-Bildschirm ab, auch das klappte sehr gut, dank Alexa Schwendinger und ihres Teams im Loft. Aljonas Manager Otto-Mäx Fischer moderierte, und auch der Präsident des ECO Oberstdorf, Thomas Löffler, sagte ein paar Grußworte. Ich fing wieder mit Warschau an, denn dieses Programm liegt auch Aljona besonders am Herzen. Für die zweite Textstelle nahm ich diesmal den „Pink Panther“, die Kür der Saison 2010/11, denn das ist ein Programm, mit dem sich Aljona immer ganz besonders identifiziert hat. „Bis heute kommen noch Kinder zu mir und fragen nach dem Pink Panther“, sagte Aljona. Auch in Oberstdorf hatten wir einige Zuhörer, aber es hätten mehr sein können. Zwar hat die Lokalzeitung die Lesung angekündigt, aber die Werbeplakate des Verlags trafen erst am Montagmorgen, also am Tag der Veranstaltung ein. Meine Freundin Irene und ich haben sie zwar noch mit der freundlichen Unterstützung der Eismeister in der Halle aufgehängt und auch das Oberstdorf Haus nahm vier, aber es war natürlich eigentlich zu spät. In der Eishalle wusste jedenfalls kein potenzieller Interessent, den wir ansprachen, etwas von der Lesung. Andererseits gab es in der „Lounge“ im Loft gar nicht so viele Plätze für Zuhörer, wären noch mehr gekommen, hätten die Leute stehen müssen (ein paar standen auch oder waren auf der Empore).

P1190263
Aljona signierte fleißig Bücher

Beide Präsentationen waren gelungen, den Leuten hat es offensichtlich gefallen und es wurden auch mehrere Bücher verkauft. Und für künftige Veranstaltungen habe ich wieder etwas gelernt – noch mehr versuchen, nichts dem Zufall zu überlassen.

P1190269
Aljona und unser Buch

Die Marketing-Maschine

Bücher verkaufen sich leider nicht von alleine. Das ist klar. Und in gewisser Weise macht das Marketing ja auch Spaß, aber es ist manchmal mühsam und in jedem Fall zeitaufwendig. Es kann auch frustrierend sein, wenn ich den Eindruck habe, dass das alles nichts oder nur wenig bringt. Aber es führt kein Weg daran vorbei.

Welche Möglichkeiten habe ich, was nutze ich und was funktioniert und was nicht?

Meine Homepage soll der Hauptanlaufpunkt für Interessenten sein. Sie ist ohne viel Schnickschnack, aber ich glaube, sie ist ganz in Ordnung. Jedenfalls sollte jeder Besucher eigentlich dort alles finden, was er braucht. Die Homepage zu pflegen kostet nicht so viel Zeit, nerviger war das Einrichten, aber inzwischen komme ich mit dem System ganz gut klar, auch ohne tiefgehende Kenntnisse. Wichtig ist, dass sie aktuell ist, also sollten keine veralteten Termine darauf stehen oder überholte Informationen. Das macht gleich einen schlechten Eindruck.

Facebook & Twitter

Neben der Homepage bin ich auf Facebook und Twitter aktiv. Twitter ist nach meiner Erfahrung eher ein Instrument der Kommunikation untereinander und des Verbreitens von Neuigkeiten, aber für die Werbung nur bedingt geeignet. Ich stelle jedenfalls keine große Resonanz auf Tweets fest, mit denen ich etwas bewerben möchte. Ich überprüfe auch mein eigenes Verhalten: auf welche Links klicke ich? Wie häufig? Was spricht mich an? Ich klicke nicht auf viele Links, und das ist bei Twitter ganz normal.

Manche Leute tweeten immer wieder dasselbe und das stört mich. Ich folge einer Autorin, die in schöner Regelmäßigkeit auf die selbst gehäkelten Kissenbezüge ihrer Freundin hinweist. „Schaut doch mal rein“. Nein. Ganz bestimmt nicht. Ich hatte deswegen schon überlegt, der Frau nicht mehr zu folgen. Was mich nervt, nervt vielleicht auch andere. Also vermeide ich so etwas und versuche eher, den Hinweis auf mein Buch mit irgendetwas zu verbinden, das Neuigkeitswert hat, z.B. einer Veranstaltung. Ich habe ein sehr zweigeteiltes Twitter-Publikum. Zum einen die Eiskunstlauffans, zum anderen die Autoren. Vor einem Jahr bei der Autorenrunde in Leipzig habe ich eine Social-Media-Expertin gefragt, ob es besser wäre, diese Gruppen zu trennen, also quasi einen Twitterkanal für die Eiskunstlauffans und einen für die Autoren anzulegen. Sie meinte, das sei nicht nötig. Zum Glück! Ich hätte keine Lust, zwei Twitter-Accounts beobachten und bespaßen  zu müssen. Außerdem habe ich dank des Eiskunstlaufs viele Follower, und das sieht schon mal ganz gut aus.

Das nächste ist Facebook. Hier habe ich zwei Seiten angelegt, die private und die Autorenseite, außerdem eine Seite für den Fantasyroman „Im Zeitschatten von Mondthal“ (für den es auch eine kleine eigene Homepage gibt). Manchmal überschneiden sich die Inhalte. Ich habe auch schon Werbung auf Facebook geschaltet. Hat es was gebracht? Schwer zu sagen. Aber wieder schaue ich auf mein eigenes Verhalten: ja, ich habe schon auf Links in Anzeigen geklickt, die bei mir auftauchen. Ich habe sogar einmal ein Buch gekauft, das mir so angeboten wurde. Eine Autorenkollegin hat richtig viel Werbung mit Facebook gemacht und viel erreicht. Aber dafür sind schon einige Investitionen nötig. Facebook insgesamt gefällt mir ganz gut, und ich habe das Gefühl, dass ich so doch einige Leute erreiche. Auf Instagram und Google+ bin ich nicht aktiv. Irgendwo muss ich eine Grenze ziehen. Neulich habe ich mich bei LinkedIn angemeldet und ein Profil eingerichtet und ein paar Kontakte gesammelt. Bei Xing bin ich auch, aber das habe ich sehr vernachlässigt.

Schließlich habe ich noch ein paar andere Websites, auf denen ich Infos einstelle, wie den Veranstaltungskalender der edition Oberkassel oder das Autorenprofil bei Amazon und bei der Autorenwelt. Und natürlich habe ich diesen Blog!

Offline unterwegs

Das Internet ist zwar der größte Spielplatz, aber auch offline gibt es was zu tun. Veranstaltungen sind eigentlich immer eine gute Sache. Aber sie müssen organisiert werden und es muss sich jemand dafür interessieren. Ich habe im April eine Lesung mit dem BVjA Bonn gemacht, im Mai war ich bei der Lesung des Autorentreffens in Nürnberg dabei, Anfang Juni war ich am Stand des 1. Internationalen Autorentags in Frankfurt und jetzt kommen noch zwei Buchpräsentationen mit Aljona Savchenko bzw. Robin Szolkowy. Beim Eislaufbuch ist vieles einfacher, da ich zwei prominente Sportler habe, die mich bei solchen Veranstaltungen unterstützen und natürlich viel mehr Leute anlocken als ich das alleine könnte. Der Chemnitzer Verlag, in dem das Buch erschienen ist, leistet ebenfalls einiges und hat z.B. Plakate für die Buchpräsentationen erstellt und sorgt für die Technik bei der Veranstaltung in Chemnitz. Der Eislaufclub bietet im Rahmen seines Sommerfests eine ideale Bühne, auch dafür bin ich dankbar. In Oberstdorf habe ich andere Partner gefunden, die etwas auf die Beine stellen. Aber ohne die Sportler wäre das alles nicht gegangen.

Bei den lokalen Medien hatte ich bisher vor allem beim Bonner General-Anzeiger Erfolg, das ist die wichtigste Zeitung in meiner Stadt. Bei lokalen Buchhandlungen ist es schon schwieriger. Ich habe mehrere kontaktiert, in einem Fall gab es eine positive Rückmeldung, und zwar von Bücher Bosch in Bad Godesberg, die meine Titel der edition Oberkassel vorrätig haben. Andere Bonner Buchhandlungen haben mir nicht einmal geantwortet. Das ist eigentlich das, was mich am meisten enttäuscht hat. Ich bin es ihnen nicht einmal wert, dass sie mir kurz antworten und sagen, dass sie kein Interesse haben.

Buchhandlungen sind ein schwieriges Pflaster für Autoren in kleinen Verlagen und erst recht für Selfpublisher. Ich mache deswegen bei dem Projekt „Wortwerke“ mit. Hier können Autoren gegen Gebühr ihre Bücher in die Wortwerke-Buchhandlungen einstellen lassen, bekommen aber im Fall des Verkaufs den kompletten Erlös (also ohne den Abzug eines Buchhandelsrabatts). Mittlerweile hat Wortwerke drei Filialen, aber alle in Norddeutschland. Das ist schade, denn sie organisieren Events wie Lesungen. Obwohl sich das Engagement bei Wortwerke bisher finanziell  für mich nicht gelohnt hat, habe ich mich dazu entschlossen, es sogar auszuweiten. Die Idee gefällt mir grundsätzlich und wer weiß, vielleicht verirren sich eher Krimi- als Fantasy-Leser in die Läden. Ich wollte dem Projekt für mich noch eine Chance geben.

Wenn ich mir das alles so anschaue, kommt doch einiges zusammen. Ich versuche zu analysieren, was für mich am besten funktioniert und ich will noch mehr ausprobieren – vielleicht klappt es ja mit einer Buchverlosung im Radio oder im Anzeigenblatt. Die Marketing-Maschine läuft weiter … Aber ich habe immer ein wenig Sorge davor, die Leute zu nerven und abzuschrecken. Das ist aus irgendeinem Grund schwer für mich einzuschätzen. Was ist zu viel, was ist zu wenig? Den Königsweg habe ich noch nicht gefunden.

So, und jetzt muss ich tweeten, dass ich diesen Blogbeitrag veröffentlicht habe. 🙂

Mein Moskau

Moskau und ich, wir kennen uns seit bald 30 Jahren. Im Sommer 1987, also noch zur Zeit der Sowjetunion, unternahm ich meine erste Reise nach Rußland. Mit meiner Schulfreundin Susanne und ihrem Cousin Martin waren wir aufgebrochen, um mit der Transsibirischen Eisenbahn nach China zu reisen. Das war ein tolles Abenteuer, wenn ich heute daran zurückdenke, kommt es mir fast vor wie als wären wir mit dem Orientexpress gereist. Zu dritt fuhren wir im Zug von Köln bis Budapest, von Budapest nach Moskau, von Moskau nach Peking, und wir hatten ein paar Tage Aufenthalt in der Hauptstadt der Sowjetunion, die sich etwas unbequemer gestalteten als gedacht.

P1180768 klein

Blick auf Moskau von den Sperlingsbergen

Seitdem war ich fast jedes Jahr mindestens einmal in Moskau, auf der Durchreise, beim Eislaufen, bei Freunden. Es ist spannend zu beobachten, wie sich diese Stadt verändert hat, was sich verändert hat und was auch nicht. Damals, Ende der80er, erlebten wir noch die berühmten leeren Restaurants, an denen ein Schild hing „Keine Plätze frei“, obwohl sich nur ein paar Kellner zwischen den Tischen verloren, aus dem einfachen Grund, daß es nichts zu bestellen gab. Wir wollten in unserer Verzweiflung zu McDonalds, die erste Filiale in Rußland hatte auf dem Puschkin-Platz eröffnet, vielleicht war sie damals sogar die größte der Welt, wer weiß. Jedenfalls war sie nicht groß genug, um den Andrang zu bewältigen. Eine riesige Schlange wand sich über den Platz, im Zaum gehalten von metallenen Absperrgittern, und manche Leute verwahrten ihre mühsam ergatterten Cola-Plastikbecher und Burgerschachteln später als Trophäen zu Hause. Ich habe es selbst gesehen, sonst hätte ich es nicht geglaubt. Entmutigt drehten wir ab. Eine Stunde oder mehr anstehen für einen Cheesburger? Nein, danke! Wir deckten uns lieber mit Brot und Käse im Lebensmittelgeschäft ein – und staunten über die Umständlichkeit: erst an der Theke auswählen, abwiegen lassen, dann an der Kasse bezahlen und mit dem Bon die Ware an der Theke abholen. Heute gibt es an fast jeder Ecke in Moskau einen McDonalds, dazu natürlich noch alle möglichen anderen Imbisse und Restaurants, viele Ketten, die italienische, georgische, europäische, japanische, russische Küche offerieren. Aus Mangel wurde Überfluß, aus Eintönigkeit Vielfalt.

P1180746 klein

Der Alexandergarten am Kreml

Selbst der Rote Platz hat sich verändert. Klar, der Kreml, die bunte Basilikus-Kathedrale, das Kaufhaus GUM und das Lenin-Mausoleum sind noch da, wo sie immer waren. Aber vor dem Mausoleum gibt es keine Schlange und keine Ehrenwache mehr und das historische Tor zum Roten Platz sowie eine kleine Kirche, die einst abgerissen wurden, sind wieder aufgebaut worden. Wir standen damals auch am Lenin-Mausoleum, um den berühmten Wachwechsel zu beobachten, den Soldaten im Stechschritt absolvierten. Es herrschte ein ziemliches Gedränge und Geschubse und Martin, ein großer, kräftiger Kerl, hatte irgendwann genug und herrschte einen der Drängler im schönsten rheinischen Dialekt an: „Hör et op, sonst schlach ich dir en Trepp in de Hals, da kannste das Essen rafftrage“ (man möge verzeihen, wenn ich es nicht ganz korrekt lautsprachlich wiedergebe). Die Umstehenden kapierten natürlich nichts, aber Susanne und ich konnten gar nicht mehr aufhören mit Lachen. Wir lachten Tränen, die anderen Leute wurden ärgerlich, wie konnten wir es wagen, die ernste Atmosphäre des hochheiligen Wachwechsels mit unserem Gelächter zu entweihen.

 

P1180739 klein
Der Rote Platz mit Lenin-Mausoleum, Kreml und Basiliuskathedrale

Was sich kaum verändert hat, ist die majestätische Moskauer Metro, von jeher der Stolz der Hauptstadt, meiner Meinung nach einer der sichersten, saubersten und zuverlässigsten U-Bahnen der Welt. Ich glaube, ich habe noch nie gesehen, daß jemand auch nur ein Bonbonpapier auf den Boden geworfen hätte. Die prächtigsten Stationen sind die alten, insbesondere auf der Ringlinie, Tempel aus Marmor, hohe Hallen gepflegt, geputzt, gewienert, mit Mosaiken, Reliefs oder Skulpturen verziert, mit großen, breiten, glatt gesessenen Holzbänken versehen. Die neueren Stationen am Rand sind schlichter und rein funktionell. Erst kürzlich renoviert und in alter Pracht wieder hergestellt wurde die Station „Prospekt Mira“ auf der Ringlinie. Etwa 20 Stunden am Tag, von halb fünf in der Früh bis ein Uhr nachts, donnern die Züge durch das wachsende Netz, zu Spitzenzeiten im Minutenabstand. Auf vielen Linien verkehren noch die alten grünlichen Waggons mit den braunen Lederpolsterbänken, dazwischen sieht man neue und auch immer mal wieder Sonderwaggons, die einem Thema gewidmet sind. Wie früher noch da sind die Aufsichten am Ende der oft meterlangen Rolltreppen, die per Lautsprecherdurchsagen Passagiere ermahnen, sich richtig einzuordnen. Jede Menge Wach- und Putzpersonal bevölkert die Metro. Die Modernisierung macht vor der Metro jedoch nicht halt: In einigen Zügen gibt es mittlerweile sogar WiFi und statt mit Jetons (oder ganz früher der berühmten 5-Kopeken-Münze) zahlt man heute mit Karte.

 

P1180791 klein
Die Lomonossov Universität

Natürlich wurde in Moskau viel gebaut, entstanden in den Boomjahren spiegelverglaste Hochhäuser, luxuriöse Apartmentgebäude, neue Sportstadien. Immer noch ragen an vielen Stellen Baukräne in die Höhe. Dazwischen aber haben genauso noch die alten Häuser ihren Platz, die prachtvollen der Stalinära, die einfacheren der Chrushchev-Zeit und die wuchernden Plattenbauten am Stadtrand, die schon abbruchreif aussahen, kaum nachdem die ersten Bewohner eingezogen waren. Die berühmten Innenhöfe sind heute oft kleine Parkanlagen mit gepflegten Spielplätzen statt vernachlässigte Grünflächen voller Unkraut. Einige Moskauer haben kunstvolle Vorgärten angelegt. Überhaupt ist Moskau viel lebenswerter geworden, entstanden Fußgängerzonen mit Bänken und Brunnen, Grünanlagen mit Blumenbeeten. Sauberer ist es geworden, ich weiß noch, wie dreckig und versmogt die Luft vor einigen Jahren war, das hat sich auf jeden Fall gebessert. Es gibt sogar – undenkbar früher – Fahrradstationen mit Leihrädern. Das muss ich auf jeden Fall einmal ausprobieren, allerdings sind bisher nur wenige Radwege angelegt worden. Verkehrsinfarkt und Stau gehören nach wie vor zum Alltag der Moskauer.

 

P1180724 klein
Das Kaufhaus GUM

Fast genau 29 Jahre nach unserer großen Reise mit der Transsib waren meine Schulfreundin Susanne und ich jetzt im Mai wieder zusammen in Moskau. Sie war mit ihrem Mann auf dem Weg zum Baikalsee zu einem Tauchurlaub mit Zwischenstation in der russischen Hauptstadt. In Deutschland hatten wir uns seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen, aber der Kontakt riss nie ganz ab. Es war lustig, wieder zusammen über den Roten Platz und durch das GUM zu bummeln. Susanne war seit damals nicht mehr in Moskau gewesen und hatte kaum Erinnerungen an die Stadt, hatte sie nur als grau im Gedächtnis. Wir standen vor dem nun unbeachteten Lenin-Mausoleum und lachten wieder über Martins Spruch.

 

P1180730 klein
Mit meiner Freundin Susanne in Moskau

Damals übrigens hatten wir auf der Rückreise ein paar Tage Aufenthalt in Moskau und mussten am Jaroslawer Bahnhof übernachten, mit anderen gestrandeten Reisenden, denn als „Westler“ ließ man uns nicht in die billigen Hotels für Einheimische, Hostels gab es noch nicht und die Devisenhotels wie das „Intourist“ waren uns zu teuer. So campierten wir neben Tadschiken und anderen Sowjetbürgern, nachts aufgescheucht von der Putzkolonne und zogen tagsüber durch die Stadt. Ich weiß noch, wie ein junger Mann aus dem Baltikum uns am Bahnhof ansprach, er kam aus Litauen, als er uns Deutsch reden hörte. „Aus welcher Republik kommt denn ihr?“ Er meinte natürlich Sowjetrepublik und staunte nicht schlecht, als ich ihm Martins Antwort übersetzte: „Aus der Bundesrepublik.“

P1180748 klein
Kremlturm

Auf der Photoseite sind noch ein paar mehr Bilder aus Moskau.

Blut auf der Straße

Niklas ist tot.

Niklas war ein 17 Jahre alter Junge aus Bad Breisig, der in der Nacht zum Samstag, dem 7. Mai, mit Freunden in Bonn-Bad Godesberg, meiner Heimatstadt, unterwegs war. Am Rondell Rüngsdorfer Straße/Rheinalle, ganz in der Nähe des Godesberger Bahnhofs, griff eine Gruppe von drei jungen Männern Niklas an, so berichtet es der Bonner General-Anzeiger. Was war der Auslöser?  Darüber wurde nichts geschrieben. Aber letztendlich ist es egal, was der Auslöser war, denn was auch immer es gewesen sein mag, ob die Jugendlichen in Streit geraten waren oder nicht, was folgte, ist nicht zu rechtfertigen. Der 17-Jährige wurde brutal niedergeschlagen und auch noch getreten, als er am Boden lag, so dass er lebensgefährlich verletzt wurde und schließlich knapp eine Woche nach der Tat starb.

Ein junges Leben wurde sinnlos ausgelöscht.

Ich kenne den Tatort gut, oft genug fahre ich hier auf dem Fahrrad vorbei oder, seltener, steige ich hier in einen Bus ein. Ab jetzt werde ich an dieses Verbrechen denken, an das Blut auf der Straße, wenn ich dort vorbeikomme. Auf Photos sehe ich, daß die Bad Godesberger zum Gedenken an den getöteten Niklas Kerzen und Blumen am Tatort niedergelegt  haben. Die Kirchen haben mit Geläut am Freitag zu einer Schweigeminute aufgerufen. Ich bin gerade weit weg von Bonn, in Moskau, aber mich hat dieses Verbrechen sehr betroffen.

Die Frage ist immer dieselbe – woher kommt diese rohe, sinnlose Gewalt, diese absolute Enthemmung der Täter? Leider ist es nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Es soll erste Hinweise auf die Täter geben, hoffentlich werden sie bald gefasst und bestraft. Niklas hilft das nicht mehr, aber vielleicht gibt es wenigstens keine weiteren Opfer dieser Schläger. (Update: am 17. Mai gab die Polizei bekannt, dass ein 20 Jahrter alter Mann, der mutmaßliche Haupttäter, in Bonn festgenommen worden sei.)

Niklas‘ Freunde haben den Berichten zufolge vergeblich versucht ihm zu helfen und wurden leicht verletzt. Erst als noch mehr Menschen eingriffen, flohen die Täter. Immerhin haben diese Zeugen eingegriffen und geholfen, auch wenn es am Ende zu spät war. Selbst das ist nämlich leider nicht selbstverständlich. Und zum Glück wurden die Helfer nicht auch noch schwer verletzt. Aber: Zivilcourage ist wichtig und das Beispiel zeigt, daß mehrere Helfer gemeinsam die Totschläger vertreiben konnten.

Beschämend dagegen, wie Rechtsextreme dieses Verbrechen gleich für sich instrumentalisieren. Sie rufen zu einer „Demonstration gegen Gewalt“ auf, obwohl sie es selbst sind, die immer wieder Gewalt säen. Natürlich ist für sie klar, daß die Täter Ausländer sind oder zumindest einen Migrationshintergrund haben, denn sie werden im Fahndungsaufruf als „brauner Hauttyp“ und „schwarzhaarig“ beschrieben, aber genauso heißt es dort, sie hätten akzentfrei Deutsch gesprochen. Es ist müßig, über die  Herkunft der Verbrecher zu spekulieren – und mich interessiert gar nicht, wo sie herkommen. Sie haben einen Menschen getötet und müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Anmerkung:
Die Polizei NRW vermittelt Spenden, um die bisher ausgelobte Belohnung von 3000 Euro für die Ergreifung der Täter zu erhöhen. Spender können sich an den Opferschutzbeauftragten Klaus Schmitz (Klaus.Schmitz@polizei.nrw.de) wenden. In der Betreffzeile der Mail sollte „Niklas“ stehen, folgende Angaben in der Mail sind nötig: Name, Wohnort, Adresse, Telefonnummer sowie der Spendenbetrag. Die Mail wird an einen Anwalt weitergeleitet, dieser meldet sich dann nach Prüfung der Angaben mit einer entsprechenden Kontoverbindung.
Wer möchte, kann auch direkt an die Familie von Niklas spenden, und zwar über das Caritaskonto des katholischen Kirchengemeindeverbands Bad Godesberg. Stichwort: Niklas, IBAN: DE53 3816 0220 4704 6440 14, BIC: GENODED1HBO.

 

Autorentreffen in Nürnberg

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es gerade eine Schwemme an Angeboten für Autoren gibt. Hier ein Event, da noch eine Messe, dort ein Workshop … Ganz klar, viele Anbieter haben erkannt, dass es einen großen Markt gibt. Einerseits ist das ja toll, aber andererseits fällt die Auswahl schwer. Was lohnt sich und was nicht?

Ich habe Anfang Mai zum ersten Mal das Autorentreffen in Nürnberg besucht, das meine BVjA-Kollegin Ursula Schmid-Spreer immerhin zum 13. Mal organisiert hat. Ich habe es nicht bereut.

Das Autorentreffen bestand in diesem Jahr aus dem „Kerntag“ mit drei Vorträgen sowie Lesungen und Workshops am Tag davor bzw. den Tagen danach. Insgesamt nahmen ca. 80 Autoren teil, darunter erfreulicherweise auch einige BVjA-Mitglieder, die ich noch nicht alle persönlich kannte. Ich denke immer, dass der Austausch und Netzwerken sehr wichtig sind und man so auf jeden Fall weiter kommt, als wenn man im stillen Kämmerlein vor sich hinschreibt.

Die Lesung der Dozenten am Mittwochabend habe ich leider verpasst, aber ich bin dann am Donnerstag (Christi Himmelfahrt) ins Seminar eingestiegen. Es gab drei Vorträge. Die gelernte Drehbuchschreiberin und Krimi-Autorin Iris Leister erläuterte ihre Thesen zur Gestaltung einer Szene. Sie sprach zum Beispiel vom Prinzip der „Hollywood Cocktail Party“: „Enter late, leave early“. Klar ist damit gemeint, dass eine Szene nicht durch Vorgeplänkel oder langatmige Einführungen in die Länge gezogen werden sollte, kommt am besten gleich zur Sache! 😉 Und ja, nicht jede Szene muss bis zum Ende ausgeschrieben, also abgeschlossen sein, sondern das Ende sollte Lust zum Weiterlesen machen, Stichwort „Cliffhanger“. Aber muss man einen Cliffhanger an den anderen reihen? Irgendwann werden jedem die Arme lahm … Leider war der Workshop von Iris Leister zum Thema Szenen schreiben schnell ausgebucht, den hätte ich auch gerne mitgenommen.

Der auch einem breiteren Publikum bekannte Autor Titus Müller, den ich noch von ganz früher kenne, als er im BVjA war, sprach zum Thema „Erzählperspektive“ und machte Mut zum Experimentieren. Anhand von Beispielen zeigte er, was für interessante Wege es gibt, dass offensichtlich auch Lektoren mehr „erlauben“ als der Autor vielleicht denkt und dass es hier auch gewisse Trends gibt.

Der Journalist und Autor Jürgen Kehrer schließlich berichtete über das Entstehen seiner Münsterkrimis um den Privatdetektiv Wilsberg, von denen viele verfilmt wurden. Bei ihm ging es u.a. darum, wie aus einem Roman ein Drehbuch wird, aber auch was passiert, wenn einen ein Leser verklagt, der meint, sich in einer Romanfigur wiederzuerkennen (der Autor gewann – außerdem hatte er den Leser auch gar nicht gemeint). Jürgen Kehrer hielt dazu am Freitag einen Workshop zum Thema Plotten ab.

Das Publikum konnte Fragen stellen und diskutieren, und alle Dozenten waren sehr zugänglich. Der Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant aus, dort lasen auch einige Teilnehmer aus Texten und bekamen Feedback.

Für den Freitagabend hatte Ursula liebevoll eine Lesung in Kunstverein im Alten Weinlager organisiert. Dort lasen neun Autoren für jeweils sechs Minuten, wenn die Zeit ablief, war ein lauter Herzschlag zu hören und am Ende ertönte ein Schuss. Ich habe eine Szene aus „Herz im Fadenkreuz“ gelesen, der Schuss passte sogar dazu, allerdings fällt er in meiner Szene nicht am Ende. 😉 Im Kunstverein kamen an diesem Abend Literatur, Malerei (es handelt sich um das Atelier des Künstlers und Bodypainters Walter Mattischeck, und es lief gerade die Ausstellung des österreichischen Malers Jürgen Bley) sowie Musik (die russische Sängerin Leila Sunshine trat ebenfalls auf) zusammen.  Meine Tante, Onkel und Cousine waren auch gekommen und hatten viel Spaß.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Bei der Lesung im Kunstverein

Also, um auf den Anfang zurückzukommen – das Autorentreffen in Nürnberg zählte für mich zu den Veranstaltungen, die sich lohnen, nicht nur, weil ich Neues erfahren, sondern auch nette und interessante Autoren getroffen habe. Beim 14. Treffen im nächsten Jahr wäre ich gern wieder dabei. 🙂

 

 

 

 

 

 

 

Unterwegs in spannenden Welten

Am vergangenen Sonntag (17. April) war es endlich so weit – einen Tag vor dem offiziellen Erscheinen von „Herz im Fadenkreuz“ stellte ich bei unserer zweiten BVjA-Lesung im Café Voyager das Buch der Öffentlichkeit vor.

Ich hatte den BVjA-Kollegen Michael Schäfer dazugebeten, weil sein Fantasy Noir Krimi „Stadt der Geister“ auch gerade erst erschienen war und mir gut gefallen hatte. Thematisch paßte es ja auch mehr oder weniger zusammen, und wir gaben der Lesung das Motto „Unterwegs in spannenden Welten“.

13041340_586197828203429_7481422915982362457_o
Bei der Lesung am 17.4. in Bonn       Foto: Julbka Kuznetcova

 

Ich gab mir viel Mühe bei der Pressearbeit, und der Bonner General-Anzeiger brachte einen Artikel über mich und wies auf die Lesung hin. Zur Lesung kamen 20 Leute, immerhin, allerdings waren es unsere Freunde und Bekannten. Das hatte den Vorteil, daß es entspannt war. Für mich vor allem, denn die meisten Gäste kamen von meiner Seite. Michael war doch ganz schön aufgeregt, aber es war auch seine allererste Lesung.

Michael las  zuerst drei Textstellen aus „Stadt der Geister“ mit kurzen Pausen dazwischen, dann machten wir eine knappe halbe Stunde Pause für alle und den zweiten Teil bestritt ich ebenfalls mit drei Textstellen aus „Herz im Fadenkreuz“. Am Samstag war ich noch beim Autorenfrühstück in Düsseldorf gewesen, dort war ich schon ein wenig nervöser als im Voyager, denn dort las ich vor Menschen, die ich gar nicht oder nur flüchtig kannte.

13063241_586197608203451_5322300676640539450_o(1)
Ich habe ein paar Bücher signiert         Foto: Julbka Kuznetcova

 

Ich hätte natürlich sehr gerne meinen wunderbaren Buchtrailer richtig groß gezeigt, den Kevin Scoppwer für mich gemacht hatte, aber ich konnte leider keinen Beamer auftreiben. Die Leute konnten sich den Trailer daher nur am Laptop ansehen. Das Feedback der Gäste auf die Lesung war positiv, und es hat mir auch großen Spaß gemacht. Ich hatte mich lange auf diesen Termin gefreut und dann war es so schnell vorbei, so daß ich am Ende sogar ein wenig traurig war.

P1180664 klein
Mit Michael nach der Lesung

Aber ich denke, daß es nicht die letzte Lesung war, die wir in Bonn gemacht haben. Kevin hat sogar gefilmt, und wenn das Material gut genug ist, wird es noch einen Film geben – für alle, die nicht dabei sein konnten. Meinen nächsten Auftritt habe ich im Rahmen des Autorentreffens in Nürnberg am 6. Mai.

12983980_586197604870118_1458781926771547515_o
Alle drei Bücher auf einen Blick   Foto: Julbka Kuznetcova

 

 

Hello Boston

Dank der Eiskunstlauf-WM kam ich Ende März das erste Mal nach Boston. Von der stolzen Stadt an der Ostküste hatte ich schon einiges gehört, und da ich mehr sehen wollte als nur das Hotel und die Eishalle (wie so oft), bin ich mit meiner Freundin Petra extra zwei Tage früher geflogen.

P1180020 - Kopie
Blick auf die „Skyline“ vom Hafen aus

Wir wohnten in einer Jugendherberge, mitten in Chinatown gelegen. Sie war in einem alten Industriebau untergebracht, der zu einem stylishen Loft umgebaut worden war. Alles war recht einfach, aber gut, es gab sogar ein Frühstück umsonst mit Peanut Butter, Toastbrot und auch Obst. Die Atmosphäre war nett, das Hostel bot Veranstaltungen wie gemeinsames Kochen und Führungen an, an denen wir aber aus Zeitmangel nicht teilgenommen haben. Aber Boston ist eine teuere Stadt, sogar diese Jugendherberge war nicht billig.

P1180078
Unser „Loft“ – die Jugendherberge

Wir kauften uns eine Wochenkarte für die U-Bahn und Busse, das war mal vergleichsweise günstig und hat sich schnell gelohnt. Wir sind durch Chinatown gelaufen und waren am Hafen.

P1180034 - Kopie
Am Hafen

Boston hat vielerorts noch ein europäisches Flair, es gibt noch viele alte Häuer, die gut erhalten sind. Daher habe ich mich hier gleich wohler gefühlt als in vielen anderen amerikanischen Städten, die ich kenne. Der Stadtteil Beacon Hill ist besonders für seine kleinen Straßen und Häuser im europäischen Stil bekannt.

P1180097 - Kopie
Die berühmte Acron Street in Beacon Hill

Natürlich waren wir auch im Quincy Market, einer historischen Markthalle, in der es neben Souvenirgeschäften vor allem viele Freßbuden gibt. Dort haben wir einen klassischen neu-englischen „Clam Chowder“ genossen. Wir waren an einem Abend auch in einem  bekannten Fischrestaurant. Aber ich habe keinen Hummer gegessen, sondern „nur“ Crabcake mit Jakobsmuscheln, das war auch sehr lecker.

P1180016 - Kopie
Clam Chowder im Quincy Market

Nach zwei Tagen bin ich in das offizielle Hotel umgezogen. Daneben gab es eine große Shoppingmall mit einem Konferenzcenter, in dem gerade ein Meeting von Animé-und Mangafans stattfand. Als uns die ersten kostümierten Gestalten begegneten, dachte ich zuerst, daß das ein Osterbrauch in den USA ist, so wie bei uns Karneval. 😉

Wir haben auch noch zwei bekannte Parks und einen historischen Friedhof gemeinsam besucht. Im Boston Commons Park beobachteten wir ein possierliches, sehr geschäftiges Eichhörnchen.

P1180114 - Kopie
Eichhörnchen im Boston Commons Park

Ich mußte dann mit der Arbeit im Hotel anfangen, Teams empfangen, die Biographien der Sportler durcharbeiten, einen Vorbericht schreiben etc. Petra konnte noch mehr sightseeing machen und war zum Beispiel in Harvard.

Die Weltmeisterschaft im TD Garden war ein echtes Highlight. An allen Kürtagen war die Halle mit ca. 17 000 Zuschauern ausverkauft, die Leistungen der Sportler waren sehr gut, die Veranstaltung wurde optimal präsentiert. Natürlich habe ich mich besonders gefreut, daß Aljona Savchenko und ihr neuer Partner Bruno Massot gleich bei ihrem gemeinsamen WM-Debüt die Bronzemedaille gewonnen haben. Das paßte wunderbar in mein Buch, das ich über die Karriere von Aljona und ihrem früheren Partner Robin Szolkowy geschrieben habe und in dessen letzten Kapitel es um ihre neuen Karrieren geht. Der Verlag wartete die WM ab, und so konnte ich das Nachwort ganz aktuell gestalten.

P1180354
Bronze für Aljona und Bruno bei ihrem gemeinsamen WM-Debüt war ein toller Erfolg

Meine Abreise hatte ich extra auf den Montagnachmittag gelegt, in der Hoffnung, am Vormittag vielleicht nochmal etwas anzuschauen. Doch leider herrschte Schneetreiben! Natürlich war das Wetter nur dann richtig schön und frühlingshaft warm, als die Meisterschaft lief und ich absolut keine Zeit für anderes hatte. Aber vielleicht komme ich mal wieder nach Boston – im Sommer oder so. Allerdings wird die Liste der Städte, die ich mal im Sommer besuchen möchte, immer länger … 🙂

Mehr Photos aus Boston gibt es hier.

Ach, Ungarn

Europa bitte rechts abbiegen?

Wenn ich an Ungarn denke, dann habe ich immer noch in erster Linie positive Erinnerungen. Ich denke an meine Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn, damals, als ich mit Freunden über Budapest reiste, weil man im staatlichen ungarischen Reisebüro Ibusz billige Zugtickets bis nach Peking kaufen konnte. Wir schlenderten durch die sommerliche Stadt, die nicht so grau und unfreundlich wirkte wie andere kommunistische Städte, und in deren Cafés es köstliche Leckereien gab. Ich weiß auch noch, wie die jungen, lustigen ungarischen Grenzsoldaten uns bei der Ausreise in die Ukraine sagten, wir sollten doch lieber in ihrem Land bleiben, als weiter nach Russland zu fahren, bei ihnen sei es doch viel schöner.

Und natürlich denke ich daran, wie Ungarn im Sommer 1989 den eisernen Vorhang öffnete. Ungarn war damals das erste Land des Ostens, das den Grenzzaun niederriss.

2015 war Ungarn das erste Land, das wieder einen Zaun errichtete, um sich gegen Flüchtlinge abzuschotten.

Als ich 2004 das erste Mal nach längerer Zeit wieder in Budapest war, hatte es für mich viel von seinem Charme verloren. Es war schmutzig geworden. Vielleicht ist es ungerecht, weil es im Winter war, grau und matschig. Aber auch bei meinen Besuchen 2013 und 2014 fühlte ich mich nicht mehr so wohl. In Ungarn hatte sich die rechte Fidesz Partei breit gemacht und sogar die rechtsradikale Jobbik war hoffähig geworden. Wenn ich über Ungarn lese, dann meistens schlechte Nachrichten wie Einschränkungen der Pressefreiheit und die Missachtung von Rechten von Minderheiten.

Ungarn ist ein trauriges Beispiel dafür, wie sich ein Land unter dem Einfluss der Rechten verändert. Es ist diese Verrohung der politischen Sitten, diese Aggressivität gegen Andersdenkende und Minderheiten, diese Wagenburgmentalität, die um sich greift.  Das führt dann zu so abstoßenden Szenen wie jene, als eine Journalistin an der Grenze einem Flüchtling mit Kind auf dem Arm ein Bein stellte. Diese Bild ging um die Welt und machte Schlagzeilen. Viele andere Szenen sicher nicht.

Mitte März war ich bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Debrecen, einer Stadt mit etwa 200 000 Einwohnern in Ostungarn. Früher hätten hier viele Roma gelebt, heißt es. Aber jetzt sind kaum noch welche hier.  Sie sahen keine Perspektive mehr für sich. In Debrecen habe ich mich mit einem Einheimischen unterhalten, der der Regierung sehr kritisch gegenübersteht. Er kritisierte den Umgang mit Minderheiten und den Rückfall in erzkonservative, ja er nannte es sogar „mittelalterliche“ Verhältnisse. Leider wähle die Mehrheit der Älteren, die an die autoritären kommunistischen Zeiten gewöhnt sei, die rechten Parteien. Dabei kommt das Land wirtschaftlich auf keinen grünen Zweig. Aber gerne wird dann ein Feind von außen beschworen, um vom Versagen der eigenen Politik abzulenken.

Leider werden die Rechten mehr und mehr hoffähig, breiten sich autoritäre Strukturen in Europa aus. Ungarn war nur der Anfang. In Österreich hat sich die FPÖ festgesetzt. In Warschau sind Nationalkonservative an die Macht gekommen und peitschten in nächtlichen Parlamentssitzungen Gesetzesänderungen durch, dass den Polen schwindelig wurde. Das war besonders unheimlich, weil man sehen konnte, wie schnell sich ein solcher politischer Wandel vollziehen kann. In Frankreich feiert Marie Le Pen Erfolge, bei uns die AfD. Von der Türkei brauchen wir gar nicht zu reden, dort entwickelt sich Präsident Erdogan mehr und mehr zu einem selbstherrlichen Diktator, der Kritiker wegen „Präsidentenbeleidigung“ ins Gefängnis werfen lässt.

Die Finanz- und Flüchtlingskrise und der Terror der Islamisten lösen offenbar eine Sehnsucht nach Sicherheit, nach Ruhe und Ordnung aus, aber es ist ein Trugschluss zu glauben, dass die rechten Parteien Lösungen für diese aktuellen Probleme haben. Sie lösen keine Probleme, sie schaffen nur mehr.

Unterwegs in Taiwan

Dank der Vier-Kontinente-Meisterschaft war ich mal wieder in Taiwan. Der Wettbewerb fand schon zum dritten Mal in Taipei, der Hauptstadt, statt, aber mir ist das nur recht. Ich mag Asien und insbesondere China. Taiwan war für mich früher immer das „bessere“ China – das heißt, tolle Landschaften, kulturelle Sehenswürdigkeiten und exotische Küche, aber alles freundlicher und weniger anstrengend als in der Volksrepublik China . Inzwischen ist es in China schon besser geworden, aber immer noch merkt man dort z.B. an der Internet-Zensur, dass es sich um einen autoritären Staat handelt, während es in Taiwan viel freier zugeht.

 

Klein P1160862 -
101 in Taipei

Ich blieb nach der Meisterschaft noch eine Woche länger, um mir etwas anzuschauen. Da ich Taipei und Umgebung schon bei einem anderen Besuch ausführlicher erkundet hatte, wollte ich diesmal eine neue Gegend entdecken und bin an die Ostküste gefahren, um den Nationalpark in der Taroko-Schlucht zu sehen.

 

Klein P1170127
Brücke in der Schlucht

Die Schlucht (auf Chinesisch heißt sie eigentlich Tai Lü Ge, Taroko ist der japanische Name) gilt als eine der Top-Sehenswürdigkeiten auf der Insel. Ich bin mit dem Zug von Taipei in zwei Stunden in den Ort Xincheng gefahren. Die Züge in Taiwan erinnern mich eher an die in Japan als in China. Jedenfalls war es bequem und nicht überfüllt, das ist schon mal was wert.

 

Klein P1160984
Auf dem Weg zu den Qing Shui Klippen

Das Wetter war leider nicht so toll, ziemlich regnerisch und kühl. Ich hatte übers Internet ein kleines Hotel in unmittelbarer Strandnähe gebucht, das Aluwa Homestay, das auch nicht so weit weg von der Schlucht ist. Ich wollte bewußt nicht in die nächstgrößere Stadt, Hualien, gehen und von dort aus eine Bustour zur Schlucht machen, sondern nach meinem eigenen Fahrplan vorgehen. Das Hotel ist sehr individuell mit Holzfiguren und Steinen dekoriert, hier hat sich wohl ein Künstler ausgetobt. Von meinem geräumigen Zimmer aus konnte ich den Pazifik sehen (und hören). 🙂

 

Im Hotel konnte ich ein Fahrrad ausleihen, einer der Gründe, weshalb ich dieses Hotel genommen habe. Denn die Busverbindungen zur ca. 4 km entfernten Schlucht sind eher spärlich. Der Hotelmanager bot zwar an, mich nach Taroko zu fahren, aber ich wollte die Gastfreundschaft nicht ausnutzen. Mit dem Fahrrad ging es auch, allerdings war es weniger bequem als erhofft, weil das Rad etwas zu klein für mich war (sie hatten leider keine größeren) und weil es z.T. sehr windig war. Mit dem Rad gegen den Wind anzukämpfen war doch etwas anstrengend!
Viele Menschen in Taiwan sind übrigens hilfsbereit und freundlich. Als ich auf einer Brücke vom Rad stieg und es ein Stückchen schob, hielt ein Taiwanese auf dem Motorrad an und fragte gleich, ob alles in Ordnung sei oder ob er mir helfen könne.

 

Klein P1170011
Mein Fahrrad

Ich bin also zur Schlucht geradelt. In der Schlucht gibt es Busse, die verschiedene Punkte anfahren, von denen aus man losziehen kann, aber leider war just am Tag vor meiner Ankunft ein Teil von Taroko wegen Bauarbeiten geschlossen worden. Viele Wanderwege waren gesperrt. Taifune in der Gegend zerstören immer wieder Wege, die dann repariert oder wegen Steinschlaggefahr geschlossen werden. Ich kam also nur bis Bo Luo Wan, das liegt im ersten Drittel der Schlucht auf einer Anhöhe. Dort herrschte Nieselregen, aber immerhin wirkten die Berge im Nebel auch recht malerisch. Ein bißchen sah ich mich dort um, dann fuhr ich wieder zurück und zum „Shakadang Trail“, ein Wanderweg entlang eines kleinen Flusses. Hier waren mehr Leute unterwegs, weil die Tourbusse ihre Passagiere hier absetzen. Die Touristen kamen meistens aus China oder Korea. Die Chinesen rechnen meist nicht damit, daß eine „Langnase“ ihre Sprache spricht. Ich kann sie dann überraschen oder zuhören, was sie sagen. Da sie gerne in Gruppen unterwegs sind, wundern sie sich über Leute, die alleine wandern, und machen entsprechende Kommentare. Ein Chinese bat mich sogar um ein Photo. Der Shakadang-Weg zieht sich an dem kleinen Fluss entlang, links und rechts ragen hohe Hügel auf, und alles ist sehr grün.

 

Klein P1160906
Shakadang Wanderpfad

Danach radelte ich wieder zurück und musste feststellen, daß es in der Gegend kaum Restaurants gibt. Die Touristen fahren eben mit ihren Bussen wieder zurück nach Hualien. Ich habe mich im 7 Eleven versorgt.

 

Klein P1160970
Sandsturm am Strand

An Tag zwei war der Wind noch heftiger geworden, am Strand gab es einen richtigen kleinen Sandsturm. Das war nicht angenehm, denn der Sand war im Rucksack und in der Kleidung, aber sah schon toll aus. Ich radelte in die Richtung der Qing Shui Klippen, die steil in Meer abfallen. Die Klippen waren etwa 10 km entfernt, normalerweise kein Problem, aber mit dem kleinen Rad und dem Wind war es mir zu weit. Ich bin so nah herangefahren, bis ich einen guten Blick auf die Klippen hatte. Außerdem hätte ich das letzte Stück durch einen Tunnel radeln müssen. Die Küstenstraße war recht stark befahren und es gab keinen richtigen Radweg, so ganz geheuer war mir das auch nicht. Ich hatte auch nicht so viel Zeit, denn ich wollte nochmal in die Schlucht.

 

Klein P1170024
Qing Shui Klippen

Auf dem Rückweg bin ich in die Schlucht abgebogen und dort bis zum Schrein des Ewigen Frühlings gefahren. Ich habe einen Hügel mit einem Glockenturm erklommen und spontan einmal die Glocke geschlagen. Das haben mir die zwei Chinesen, die auch zum Turm gewandert waren, gleich nachgemacht. 🙂

 

Klein P1170115
Glockenturm und Schrein

Der Weg vom Turm zum Schrein war leider gesperrt. Ich bin also von der anderen Seite zu dem malerisch an einem Wasserfall gelegenen Schrein gelaufen. Das war auch ein beliebter Stopp für die Tourbusse, und auf dem schmalen Weg zum Schrein(den man selbst nicht betreten konnte) drängten sich die Leute. Danach war es schon wieder Zeit für den Rückweg, denn es wurde schon früh dunkel und das Fahrrad hatte kein Licht.

 

Klein P1170089
Blick vom Glockenturm verfremdet

Am nächsten Tag war ich nochmal in der Nähe des Hotels mit dem Rad unterwegs und habe einen kleinen Tempel besichtigt und im 7 Eleven zu Mittag gegessen, als sie plötzlich die Rolladen runterließen. Zuerst dachte ich, daß der Laden aus irgendeinem Grund Mittagspause macht (eigentlich unüblich), aber da ich sowieso gerade gehen wollte, war es mir egal. Doch draußen bemerkte ich, daß die sonst stark befahrene Straße leer war. Ein Polizist stand am Straßenrand und sagte mir, ich dürfe nicht auf der Straße fahren, sondern müsse einen anderen Weg nehmen, denn die Straße sei wegen einer Luftschutzübung gesperrt (dieses Wort kannte ich natürlich nicht auf Chinesisch, aber der Polizist schlug auf seinem Smartphone online schnell nach und zeigte es mir). Da wurde mir wieder bewußt, daß sich Taiwan doch ständig vom „Großen Bruder“ China bedroht sieht, der es „heim ins Reich“ holen könnte. Die Volksrepublik hat die Unabhängigkeit Taiwans nie anerkannt.

Nachmittags fuhr ich zurück nach Taipei, in den Vorort Xinbeitou. Dort gibt es viele heiße Quellen mit Schwefelwasser. Ich kenne das als „onsen“ aus Japan. Die Asiaten halten sehr viel von den heißen Quellen, es soll gesund sein. Ich hatte mir extra ein Hotel gebucht, in dem ich sogar heißes Quellwasser in der eigenen Badewanne genießen konnte, so mußte ich nicht in den wohl recht vollen öffentlichen Hotelpool gehen. Leider war das Wetter jetzt ganz schlecht geworden, mit kaltem Regen. Aber ich habe zwei Freundinnen getroffen, die ich vor fünf Jahren bei der ersten Vier-Kontinente-Meisterschaft in Taipei kennengelernt hatte, weil sie als Volunteers im Pressezentrum arbeiteten. Die eine ist eine Japanerin, die andere eine Taiwanesin. Wir waren zusammen Dim Sum essen, eine echte Köstlichkeit. Ich fuhr auch nochmal nach Danshui raus, das ist an der Küste. Und dann war die Zeit auch schon wieder vorbei.

Klein P1170141
Köstliche Dim Sum

Mehr Photos gibt es auf der Photoseite.